1.9.2023 – 19.9.2024
Kunsthaus Zürich, diverse Orte
Brigit Meier und Seline Fülscher
Machen Sie Platz, Monsieur – Nehmen Sie Platz, Madame, 1991, 2019–2023
Installation im Kunsthaus Zürich: Klappstühle, Streikschilder, Radi Kahlo Kittel, Fotos
Am ersten Frauenstreik 1991 sassen Andrea Bislin und Brigit Meier mit ihren Schildern auf dem Zürcher Paradeplatz. Seit 2019 bis heute wiederholt Brigit Meier mit Seline Fülscher dieselbe Aktion an jedem Frauenstreik sowie am Tag der Frau an Orten die patriarchal geprägt sind, wie der Europaallee, vor den Banken am Paradeplatz, dem Hauptbahnhof etc.
Da die Aktionistinnen im Kunstbereich arbeiten, wählen sie vermehrt auch kulturelle Häuser wie den Neu- und Altbau des Kunsthaus Zürich, das Opernhaus oder das Landesmuseum. Die Parole von 1991 entwickelte sich zu einem der wichtigsten Slogans des Frauenstreiks. Er meint, dass nicht nur Monsieurs den Platz räumen und ihre Machtansprüche vermindern sollen, sondern er ermutigt und befähigt Frauen, alle Räume, Positionen und Orte in der Gesellschaft einzunehmen.
Die rosa Malerkittel repräsentieren den beruflichen Ursprung der Aktionistinnen. Sie sind Teil der Siebdruck-Kollektion von Seline Fülscher (@Radi_Kahlo). Radi_Kahlo beleuchtet mit partizipatorischen Projekten ein spezifisches Problem der Geschlechterrollen in der Kunstgeschichte und der akademischen Ausbildung, mit der Absicht, die Permanenz von Referenzen weisser männlicher Autoren zu kritisieren.
–––––
Über die Ausstellung«ReCollect!»:
Mit der neuen Serie «ReCollect!» lädt das Kunsthaus Zürich Küntsler:innen ein, ihre Perspektive auf die Sammlung im Dialog mit eigenen Werken zu zeigen und damit den gängigen Kanon zu hinterfragen und neu zu gestalten.
«Kunstschaffende produzieren nicht nur Kunst, sie sind auch wichtige Interpretatorinnen von Kunstwerken. Ihr ganz eigener Blick auf die Kunst und die Geschichte der Kunst eröffnet neue, teils überraschende Perspektiven, die die Sehweise der Museumskuratorinnen und -kuratoren ergänzen und das Publikum die Sammlung anders erfahren lassen», so Kuratorin Mirjam Varadinis.
Das Kunsthaus knüpft damit an eine Tradition an, in der einige europäische Museen – allen voran die National Gallery in London mit ihrer Reihe «The artist’s eye» in den 1970er-Jahren – die Expertise von Kunstschaffenden, ihre Sichtweisen und ihr Denken über die Kunstgeschichte in den Vordergrund gestellt haben.
Die Präsentationen im Rahmen von «ReCollect!» sind jeweils für Laufzeiten von mindestens einem Jahr vorgesehen. Die Reihe wird von den Kunstschaffenden Matias Faldbakken/Ida Ekblad, Daniela Ortiz und vom Kunstkollektiv Hulda Zwingli sowie den von Hulda eingeladenen Künstlerinnen Alice K. Roberts, Andrea Ritter, Brigit Meier, Elisabeth Eberle, Ruth Righetti, Seline Fülscher, Ursina Roesch eröffnet.
_______________________________
Text about ReCollect! by Irina Danieli
As part of the Kunsthaus’ new series “ReCollect!”, the artist collective Hulda Zwingli was invited to explore the museum’s collection. Hulda aimed to challenge our viewing habits with male nudes, as we are mostly accustomed to seeing naked women in art. However, Hulda found none!
Hulda then turned to search for women artists and their works to see how they are represented. Among other findings, they came across a piece that could be attributed to the circle of Lavinia Fontana. The condition of the painting is heartbreaking: a powerful image symbolizing the neglect that women artists have had to endure.
In addition to the treasures from the depot, Hulda also invited contemporary women artists to showcase their protest actions against inequality in the art world. This includes the reenactment of the slogan “Make room, Monsieur, take a seat, Madame” from the nationwide women’s strike on June 14, 1991, by Radi Kahlo and Birgit Meier.
The fact that it hangs next to Maria Lassnig’s Painting “Geballte Kraft” (Piled-Up Force) is, I must say, a clever curatorial decision. Lassnig, who herself struggled for a long time in the male-dominated art world, remained persistent, paving the way for what will hopefully be an army of women artists. I’m ready to write about all of them – let’s be bold: The future belongs to those who dare.
Hulda Zwingli at the Kunsthaus Zürich reveals how strongly the male gaze has shaped art history. Not a single male nude in the collection and only 11% of the works are by women. These facts clearly show how urgently gender equality needs to be promoted in art.
Kuratorin: Mirjam Varadinis
Kuratorische Assistenz: Laura Vuille
Contemporary women artists invited by Hulda: Alice K. Roberts, Andrea Ritter, Brigit Meier, Elisabeth Eberle, Ruth Righetti, Seline Fülscher, Ursina Roesch
Viel Dank unseren Fotograf:innen: Aura Bättig, Johanna Encrantz, Mathias Hauser, Marco Müller, Jordis von Overbeck, Vittoria Rondelli und Hulda Zwingli