2021 – 2023
Safer Space im Studio der Kunsthalle Zürich
Das Vermittlungsformat DiplomArt wurde im Herbst 2021 zum ersten Mal durchgeführt. Seither haben während 4 Durchläufen 39 Menschen aus 8 verschiedenen Ländern partizipiert.
DiplomArt ist kein Kulturprojekt, sondern ein Bildungsprojekt in einem kulturellen Kontext: Mittwochs zwischen 10.00 und 16.00 Uhr verwandelt sich das Studio der Kunsthalle in einen Safer Space für 12 Menschen mit Fluchterfahrung. Der DiplomArt Kurs dauert jeweils 12 Wochen. Die Teilnehmer:innen werden aus ihrem Alltag geholt. Kunst wird als eine universelle Sprache mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten eingesetzt. Dafür kommen verschiedene Techniken, gestalterische Mittel und Medien zur Anwendung. Die kreativen Inputs richten sich nach den Vorlieben und Interessen der Teilnehmer:innen. Gemeinsame und individuelle Prozesse stehen im Zentrum. Wichtiger Teil von DiplomArt ist das gemeinsame Kochen und Essen, so entsteht eine Gemeinschaft.
Der südafrikanische Künstler Igshaan Adams hatte im Frühjahr 2022 eine Einzelausstellung in der Kunsthalle Zürich. Während der Installation kam er zu DiplomArt und bot an, den Workshop zu übernehmen. Als Sohn christlicher und muslimischer Eltern und aufgewachsen in segregierten Townships ausserhalb von Kapstadt, führte er die Teilnehmer in die Technik des Webens ein. Diese Begegnungsplattform im Studio der Kunsthalle Zürich funktioniert integrativ und partizipativ.
Den Teilnehmer.innen wurden Werkzeuge gezeigt um sich nonverbal durch Kunst auszudrücken: Sie stärkten somit ihr Selbstvertrauen und überwinden ihre Isolation. Einige Teilnehmer:innen werden als Kunstvermittler:innen eingesetzt. Am Internationalen Museumstag und an der Langen Nacht der Museen Zürich, der jährlichen Museumsnacht in Zürich geben sie Rundgänge in ihrer jeweiligen Sprache.
Ob schlussendlich eine Ausstellung entsteht, die öffentlich einsehbar ist oder nicht, entscheiden die Teilnehmer:innen selbst, was darin präsentiert wird genauso.
Zum Abschluss von DiplomArt erhalten die Teilnehmer:innen ein Diplom, welches den Prozess der Asylverfahren erleichtern soll. 9 von 39 Teilnehmer:innen haben in der Zwischenzeit ein Visum erhalten, einige davon nach über 10 Jahren Wartezeit.
Malek Ossi über DiplomArt
Malek Ossi kam Ende 2015 in die Schweiz aus Syrien. Neben seiner journalistischen Tätigkeit ist er politisch engagiert und lässt sich zurzeit zum Sozialarbeiter ausbilden. Für DiplomArt konnten wir ihn als Experte gewinnen, der das Projekt nicht nur als Übersetzer begleitet hat. Hier erzählt er von seiner Erfahrung:
«Als ich angefragt wurde, bei DiplomArt mitzuwirken, war ich mir unsicher, ob ich mitmachen möchte. Der Grund, warum ich skeptisch war, hatte mit dem Thema «Kunst» zu tun. Ich konnte schlichtweg mit allem, was ich bislang als «Kunst» gesehen und erlebt hatte, nichts anfangen. Allerdings fand ich die Idee unterstützenswert, dass die Kunsthalle Zürich ihre Tür für geflüchtete Menschen öffnen wollte, weil Geflüchteten selten Zugang zu diesen Orten und insbesondere zu den dort stattfindenden Projekten finden. Ich sagte zu, jedoch mussten wir das Projekt aufgrund von Covid verschieben. Langsam bekam ich Angst, dass niemand kommen wollte, wenn es dann endlich losgehen sollte. Glücklicherweise hatte ich mich getäuscht: Mehrere sehr unterschiedliche Menschen kamen zusammen und wir haben viel zusammen gelacht und uns ausgetauscht. Es war so schön, die Freude der Teilnehmer:innen an dieser Form des Mitwirkens zu sehen. Es hat mich beeindruckt, wie sie sich eingebracht haben und wie motiviert sie waren. Fast alle Teilnehmer:innen von DiplomArt verfügen über einen negativen Asylentscheid und haben kaum eine Möglichkeit, ausserhalb der Unterkunft etwas zu unternehmen oder Freund:innen zu besuchen. Sie alle waren sehr glücklich darüber, die Kunsthalle Zürich kennenzulernen und mit der Kunst die Möglichkeit zu kriegen, die eigenen Gefühle und Gedanken auszudrücken. Bei DiplomArt mitzumachen war für mich persönlich eine grossartige Erfahrung. Ich habe es sehr geschätzt, wie schön und wertvoll es ist, mit den Teilnehmer:innen arbeiten zu können. Ich bewundere jede:n Einzelne:n, das Durchhaltevermögen, den Optimismus und die Stärke, weiterzumachen. Es war mir eine grosse Ehre, mit Euch allen diese Zeit verbringen zu können.»